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   IN ARBEIT

     Lost in Abergvanny 

(Tintagel Tales III)

Sie waren zwei Nächte lang geritten und hatten sich tagsüber versteckt, vorgestern in einer Höhle und gestern bloß unter einem schmalen Felsvorsprung.
Millipher glaubte, dass sie inzwischen Odragons Herrschaftsbereich verlassen hatten und als sie jetzt, in der Dämmerung, zum wiederholten Male spürte, wie Arther seine Rechte kurz an seine Stirn presste, da war es mit ihrer Geduld vorbei.
Sie wies an ihm vorbei zu der Ansammlung von Hütten.
“Lasst uns dort hinüber reiten, bitte! Vielleicht gibt es dort ein Gasthaus, wo wir Rast machen können!”
“Lasst uns noch weiter im Wald bleiben, Mylady!” gab Arther zurück.
Seine Stimme klang matt.
Millipher war kalt.
Sie hatte so viele Sachen an wie nur möglich, doch die Stoffe waren durch den Aufenthalt im Freien klamm.
Sie hatten kaum geschlafen, waren alles andere als ausgeruht und Arther litt nach wie vor unter seinen Kopfschmerzen.
Millipher schwang entschlossen ihr Bein über den Hals des Pferdes, um abzusteigen, und rutschte einmal mehr äußerst ungelenk von dem Tier.
Ihr fehlte die Kraft in den Armen und so landete sie erneut hart auf den Füßen, ging sogar kurz in die Knie.
“Nein! Wir gehen jetzt da 'rüber und erbetteln uns eine warme Bleibe!”
Arther rutschte wortlos von seinem Pferd.
Sie konnte sehen, dass sein rechtes Auge wieder heftig tränte, wie immer, wenn er starke Kopfschmerzen hatte.
Der Muskel unter dem Auge zuckte.
Dennoch war sein Gesichtsausdruck sehr geduldig als er sich ihr jetzt zuwandte.
“Bitte, Mylady, lasst uns noch einen weiteren Tag in Sicherheit bleiben!”
Millipher ließ ihren Arm um seine Seite rutschen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Lippen.
Für einen Moment war ein Klingeln in ihren Ohren.
Ein goldenes Flimmern zog vor ihren Augen vorbei, Feenstaub gleich, wie er im Fernsehen immer zu sehen war, mit dem gleichen magischen Glöckchenklang.
Millipher fühlte sich als habe sie einen elektrischen Schlag bekommen, wie es schon mal geschah, wenn man eine Person berührte, deren Synthetikkleidung sich aufgeladen hatte oder die über einen entsprechenden Teppich mit entsprechenden Sohlen gegangen war.
Doch sie wusste nur zu gut, dass das nicht sein konnte, es gab kein Kunststoff hier!
Arther stöhnte leise.
Er krümmte sich etwas zusammen, gegen sie, für Millipher nur ein weiteres Anzeichen, wie schlecht es ihm ging.
Diesmal wollte sie auf gar keinen Fall nachgeben!
Verwirrt über ihren Zauber-gleichen Aussetzer ließ sie ihren Arm ganz um Arther rutschen und hielt ihn so fest, wie sie es vermochte.
“Wollt Ihr Euch einen Moment ausruhen, Sire? Sollen wir uns setzen?”
Besorgt betrachtete sie sein bleiches Gesicht.
Es dauerte einen sehr langen Moment bis Arther die Augen aufschlug.
Er blinzelte, auf Millipher wirkte es, als wäre er sekundenlang benommen gewesen.
“Nein, es ist alles in Ordnung. Lasst uns eine Unterkunft suchen, wenn es Euer Wunsch ist, Mylady!” Arther Stimme klang müde und erschöpft.
Millipher musste fast ein bisschen lächeln.
Er konnte es einfach nicht für sich annehmen, er musste es auf sie schieben, er konnte sich nicht eingestehen, dass es ihm schlecht ging.
“Ja. Das ist mein Wunsch!” gab sie so bestimmt wie möglich zurück.
Arther lächelte matt.
Sie konnte sehen, dass ihn ihr Vorschlag insgeheim reizte, eine unbestimmte Anzahl Ruhestunden in einer warmen Umgebung, vielleicht sogar eine warme, gehaltvolle Mahlzeit.
Bisher hatten sie von dem gelebt, das Eduard ihnen eingepackt hatte, etwas Brot, etwas Kuchen und dem, was Arther erjagt hatte.
Es war keinesfalls ausreichend für einen jungen Mann, der sich noch immer von einer
schweren Turnierverletzung erholen musste.
Bestimmt ließ sie ihre Hand über Arthers an den Zügeln rutschten, und sah ihn auffordernd an.
Nur ein paar Schritte später fing es an zu regnen.
Je näher sie kamen desto weniger sah es für Millipher nach einem Dorf aus.
Sondern mehr nach einer kleinen Gruppierung von Hütten, die zu einem etwas besser aussehenden Haus zu gehören schienen, das auf Millipher wie ein Gutshaus wirkte.
Natürlich gab es kein Gasthaus hier.
Mittlerweile waren sie nass, durchgefroren ohnehin, Millipher schlug ohne zu zögern den Weg zu einer Art halb offen stehendem Scheunentor ein.
Es war halb dunkel hier drinnen, ein leerer Stall, an der Kopfseite mit einem hoch aufgetürmten Haufen Heu.
Heimelige, muckelige Wärme lockte, Millipher trat ein und war ohne zu Zögern sofort bereit, diesen ansprechenden Platz für Arther und sich mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
“Wir bleiben erstmal hier, hm?”
Als hätte sie nie etwas anderes getan führte sie die Pferde in die unterteilten Boxen auf der rechten Seite, warf Arther dabei bloß einen auffordernden Blick zu ohne seine Antwort wirklich abzuwarten.....

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